Kein halbherziges Festival
Das Jazz Festival Willisau pausiert ein weiteres Jahr
Nach langem Ringen hat sich Arno Troxler entschlossen, auf die diesjährige Ausgabe des Jazz Festivals Willisau zu verzichten. Der Festivalleiter möchte ein ganzheitliches Festivalerlebnis bieten, was mit den aktuellen Vorgaben so nicht möglich wäre. Dahinter steht auch das Risiko, mit einem halbherzigen Festival dessen weitere Zukunft zu gefährden.
«Der Entscheid ist mir alles andere als leichtgefallen», sagt Arno Troxler zur erneuten Absage des Jazz Festivals Willisau. Der Festivalleiter hat mit seinem Team hart gerungen, Möglichkeiten gewälzt und Alternativen durchgespielt. Daraus ist – als absolut letzte Option – die erneute Absage des diesjährigen Festivals hervorgegangen. Vorgesehen war, wie schon letztes Jahr, ein Festival ausschliesslich mit Schweizer Bands, weil eine internationale Beteiligung aufgrund der Corona-Einschränkungen kaum planbar wäre.
Troxler versteht das Jazz Festival Willisau als ein umfassendes Erlebnis, zu dem nicht nur die verschiedenen Bühnen gehören, sondern auch die offene Atmosphäre und der ungezwungene Austausch auf dem Festivalgelände mit ganz verschiedenen Publikumssegmenten. Das sind neben den hartgesottenen Musikfans, die mehrere Konzerte besuchen, auch Besucher*innen und Familien von Willisau und aus der Region, die oft nicht nur wegen der Musik kommen, sondern die Atmosphäre des Festivals und seine gastronomischen Angebote geniessen wollen. Wie umfassend die Veranstalter ihr Festival verstehen, zeigt das neue Festival-Magazin, das dieses Jahr erstmals lanciert wurde. Und trotzdem erscheint.
Obwohl die Covid-Einschränkungen im Juni gelockert wurden, erweisen sie sich im Detail verzwickter, als sie auf Anhieb erscheinen. Die Vorgaben würden das Festivalerlebnis, das Willisau auszeichnet, einschränken. Wenig Sinn macht es, gewisse Teile des Festivals einfach wegzulassen, etwa auf das Festzelt zu verzichten oder den Late Spot oder die Zeltkonzerte zu streichen. Es sind alles wichtige Puzzlesteine, die dem Festival seinen Charakter geben und ihrerseits bestimmte Besucher und Besucherinnen anziehen. Gerade die improvisierte und experimentierfreudige Musik, wie sie in Willisau zu erleben ist, lebt von der Energie des Publikums.
Die Option, lediglich die Konzerte in der Festhalle anzubieten, wurde ebenfalls verworfen. Bei aller Priorität der Musik versteht sich Willisau nicht einfach als Konzertveranstalter, sondern als ein Festival der Vielfalt mit allem Drum und Dran. Es ist diese Mischung, die das Jazz Festival Willisau ausmacht. Auch mit einem komplett eingezäunten Festivalgelände, zu dem alle Besucher*innen, Musiker*innen, Helfer*innen nur mit einem Covidzertifikat Zugang hätten, wäre der Festival-Spirit der Offenheit und Spontaneität nur schwer vereinbar. Dazu kommt der grosse Unsicherheitsfaktor, wie viele Besucher und Besucherinnen unter diesen Umständen bereit wären, überhaupt am Festival teilzunehmen.
Willisau sucht nicht nur die besondere Festivalstimmung, sondern ist auch auf eine bestimmte Besucherzahl angewiesen. Eine gewisse finanzielle Sicherheit muss gewährt bleiben. Auf Biegen und Brechen das Festival durchzuführen, nur damit es stattfinden kann, erachten die Veranstalter angesichts der vielen Unbekannten als ein zu grosses Risiko. Das Jazz Festival Willisau hat 47-mal stattgefunden, und es soll auch weiterhin gedeihen. Arno Troxler: «Ich will, dass das Festival noch lange besteht und die Zukunft nicht mit einer halbherzigen Ausgabe riskieren.»
Das Jazz Festival Willisau 2022 findet vom 31. August bis 4. September 2022 statt.